29
Jun
17

Über meine Wonder Woman: die Matrjoschka.

aus Puppenmüttern und Puppenschwestern.

Einmal kam eine russische Freundin zu Besuch und ich fragte sie, wofür Matrjoschkas in ihrem Herkunftsland stehen. Die Freundin sagte: „Ach, die sind einfach nur Spielzeug.“ Nur Spielzeug? Das ist doch viel zu kurz gedacht. Für mich steckt da viel mehr darin: Deutungsmöglicheiten von “Ich bin viele“. Das Innenleben von Menschen Schicht für Schicht. Ungeahnte Seiten, die es hervorzuholen gilt. Das Staunen darüber, als was sich manches Scheinbare entpuppt. Oder das Freilegen einer Schicht nach der anderen – zum Beispiel, wenn man einen Menschen kennen lernt, sich – wenn es passt – mit jeder Begegnung mehr und mehr öffnet, mehr und mehr Facetten von sich zeigt – bis hin zum ganz kleinen, verletzbaren Kind.

Obwohl ich Matrjoschkas schon immer faszinierend finde, habe ich mir niemals eine selbst gekauft. Ich wusste, eines Tages wird sie zu mir kommen. Irgendwann dieses Jahr war es so weit: Eine sehr liebe Freundin hat mir meine erste Russische Puppe zum Geburtstag geschenkt. Es war eines dieser Geschenke, über die man sich besonders freut, weil man merkt: Da hat jemand zugehört und sich einen lang gehegten Wunsch gemerkt.

Meine zweite Matrjoschka bekam ich heute in der Pinakothek der Moderne gereicht. Eine Armada von Matrjoschka-Figuren in unterschiedlichsten Größen gruppiert sich dort zu einem raumgreifenden Werk. „Die Frau meines Lebens liebt mich noch nicht“ (1999) stammt von Daniel Knorr, der, 1968 in Bukarest geboren und in Deutschland aufgewachsen, zu den vielseitigsten Künstlern seiner Generation zählt. Und mittendrin spazierten Besucherinnen und Besucher darin herum, fasziniert von der plakativen Kraft von Weiblichkeit.

Auf das Jahr der Matrjoschka! Auf die Freude am bunten Leben! Und auf die weiblichen Facetten, die in uns allen stecken – ob Mann oder Frau.